Berufliche Umorientierung in die Design Branche- Studium oder Ausbildung?

  • Hallo liebe Foren-Mitglieder!


    Ich hoffe ihr könnt mir mit Rat zur Seite stehen denn ich bin momentan relativ unentschlossen in welche Richtung ich gehen soll.


    Meine jetzige Situation:
    Momentan arbeite ich als Koch und bin mit meiner beruflichen Situation mehr als unzufrieden. Ich sehe meine Partnerin eigentlich nie, weil sie immer am Wochenende frei hat und ich am Wochenende immer arbeiten muss. Zudem arbeite ich meistens bis 23 Uhr und dann schläft sie natürlich schon.
    Außerdem kann ich in meinem Beruf nicht mehr weiter aufsteigen. mehr als den stellvertretenden Küchenchef möchte ich nicht machen und es frustriert mich, dass ich mein Gehalt nach zwei bis drei Erhöhungen pro Betrieb nicht mehr steigern kann weil die Restaurants nun einmal auch nicht mehr zahlen können, auch wenn ich gut bin. Ich kann nicht mehr aus mir machen.
    Und nicht zuletzt frustriert mich, dass ich mich nicht kreativ austoben kann. Kochen ist nur kreativ wenn man es zu Hause macht und rein theoretisch alles einkaufen kann was man will und Kochen kann wie man möchte. Grundsätzlich ist das aber nicht möglich, außer man macht sich selbstständig. Außerdem (und das soll keinesfalls arrogant oder beleidigend klingen), fühle ich mich zu größerem berufen. Ich stehe jeden Tag zwischen Leuten, die Koktelsoße schreiben und habe das Gefühl zu 70% mit Idioten zusammen zu arbeiten.
    Klar gibt es das auch in anderen Branchen aber es verstärkt mein Gefühl, dass ich da fest sitze und woanders weiter kommen möchte.


    Meine Grundlage:
    So viel zu meiner jetzigen Lage. Privat bin ich sehr interessiert in Digitalen Medien, vor allem Digitaler Kunst. Ich zeichne gerne, sowohl mit Tablet, als auch auf Papier. Meine Tattoowierung habe ich selber entworfen, ich habe mich mit mehreren winzigen Projekten (wie z.B. T-Shirts mit Designs bedruckt und verkauft, eine Facebook-Seite mit Fotografien von besonders aufwändigen privat gekochten Gerichten, Websites, usw.)
    Ich habe ein angeborenes Talent zum Zeichnen, ich war schon immer gut darin und hatte glaube ich früher in der Schule immer eine 1 in Kunst, das einzige Fach wo ich jedes Schuljahr mit Lob vom Lehrer überschüttet wurde und alle neidisch waren.
    Nun meinte meine Mutter damals schon: Junge mach nichts mit Kunst, da sitzt du auf der Straße.
    Also hab ich eine Ausbildung als Koch angefangen und auch erfolgreich bestanden, arbeite nun seit Jahren in diesem Beruf und fühle mich nicht besonders erfüllt. Was natürlich auch daran liegt, dass meine Beziehung immer ganz schön einstecken muss. Außerdem würde ich mir gerne mal ein Haus leisten können.


    Mein Traum (und meine Gedanken dazu):
    Da klingt sowas wie Creative Director schon äußerst attraktiv... Nun habe ich mich jedenfalls über Studienmöglichkeiten mit einer Mittleren Reife informiert, die natürlich sehr, sehr, sehr rar gesät sind. Es gibt englische Unis, die einen ohne eine schulische Qualifikation immatrikulieren können. Muss man aber auch auf englisch studieren. Weiß nicht ob ich mir das zutraue, kann allerhöchstens sehr gut englisch schreiben und lesen. Bei Hören und Reden hört es dann leider auf.
    Dann gibt es genau eine Uni in Deutschland (Diploma, Bachelor of Arts, Grafik Design), die einen mit einer Qualifikationsprüfung auch als Normalo aufnehmen würde, sofern man diese besteht.
    In den Stellenanzeigen wo Grafik Designer gesucht werden, wird meist nach Ausbildung ODER Studium gesucht. Wobei das Studium vermutlich klar favorisiert wird. Eine Ausbildung ist allerdings praxisorientierter, d.h. man kann vermutlich besser danach gleich einsteigen. Denn meistens wird in diesen Stellenausschreibungen explizit darauf hingewiesen, dass Leute mit ein paar Jahren Berufspraxis erwünscht sind. Hat man als Student ja nicht.


    Fragen über Fragen:
    Also ist eine Ausbildung mit gutem Portfolio besser als ein Studium, wenn man nicht auf der Straße sitzen will?


    Zurück zum Creative Director: Wie hoch sind die Chancen da später ran zu kommen und vor allem: Wie erreicht man sowas? Kann man in dieser Branche damit rechnen mehr zu verdienen als 1600 Euro Netto? Ab wann kann man das?


    Und was für mich auch wichtig ist: Meine Partnerin und Ich möchten uns wieder ETWAS öfter sehen. Öfter mal ein Wochenede frei zu haben oder zumindest nicht jeden Samstag UND Sonntag bis 23 Uhr zu arbeiten, das würde mich schon erfreuen. Bezahlte Überstunden erwarte ich genauso wenig, wie jeden Samstag komplett frei zuhaben. Aber ein bisschen kompatiblere Arbeitszeiten wären schon schön.


    DANKE an alle die bis hierhin durchgehalten haben. ich hoffe auf viele qualifizierte Leute die sich hier vielleicht rumtreiben und etwas dazu sagen können.


    PS: Studieren würde ich übrigens Vollzeit, neben meinem Beruf ist absolut keine Zeit für irgendwas. Ansonsten hätte ich mir schon ein Portfolio aufgebaut und hätte es als Quereinsteiger versucht. Das würde allerdings bei meinem Job gut 6 Jahre dauern. da beantrage ich lieber Bafög oder einen Bildungskredit und studiere/lasse mich ausbilden und arbeite nebenbei an einem Portfolio, da sich das auch besser verknüpfen lässt.


    PPS: Über alle Tips wo ich diese Fragen noch stellen könnte, würde ich mich ebenfalls sehr freuen. Ich möchte ja so viele Vorschläge wie möglich sammeln, da ich auf Ratschläge angewiesen bin.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn ich dir als Mediengestalterin einen Rat geben darf: lass es!
    Der Bereich ist so dermaßen überlaufen. Jedes Jahr werden mehr Gestaltungstechnische Assistenten (GTA's), Mediengestalter, Kommunikationsdesigner, Grafik Designer etc. etc. ausgebildet, als der Markt braucht.


    Ich bin ungelogen alle 2 Jahre arbeitslos, weil es sich kein Betrieb auf Dauer leisten will und an dem Punkt Werbung immer als erstes gespart wird. Dann wird einem jedes Mal vom Amt erzählt, dass noch so viele andere Mediengestalter ebenfalls grade arbeitslos sind.


    Im Grunde genommen, egal welche von den oben beschriebenen Ausbildungen du hast, machen alle das Gleiche; Print- und/oder Weblayouts gestalten, Druckvorstufe. Ich habe sogar schon Firmen erlebt, die ganz auf die Ausbildung pfeifen und lieber gleich kostenlose oder vom Amt geförderte Praktikanten einstellen; einzige Voraussetzung: du kannst bisschen mit Photoshop spielen (besser noch mit InDesign).


    Versteh mich nicht falsch, ich liebe meinen Beruf. Aber wirklich kreativ austoben kannst du dich da auch nicht. Man muss immer Vorgaben von Kunden oder Vorgesetzten erfüllen und im Firmenlayout bleiben. Kreative Freiheiten gibts da nicht sooo viele, wie du vielleicht glaubst.


    Ich würde dir empfehlen; wenn dich der Kochberuf in der Firma nicht ausfüllt, such dir ne andere Firma und zieh dein Kreativding als selbstständige Beschäftigung nebenbei durch. Vielleicht wirst du irgendwann so gut und groß, dass du davon leben kannst. Wenn nicht, dann sagt dir der Markt schon, dass er auf dich als kreative Kraft nicht gewartet hat (klingt hart, aber so ist die Branche leider).


    Es klingt immer so verlockend "was mit Medien/ Werbung machen", aber die Realität ist leider böse. Aufstiegsmöglichkeiten gibts auch keine, der Verdienst ist bei 2000-2500 brutto € im Monat jetzt auch nicht der Verlockendste und Überstunden sind inzwischen bei fast jeder Firma Standard.

    • Offizieller Beitrag

    Huhu Zlux,


    wie alt bist du denn, wenn ich fragen darf? Ich war mal mit einem Koch liiert und kann das schon nachvollziehen, was du schreibst - bei "Koktail" musste ich schon grinsen :D:D:D Aber die Arbeitszeiten sind echt blöd. Alternativ versuche, bei öffentlichen Küchen unterzukommen, beispielsweise in Krankenhäusern oder für Ganztagsschulen? Und dann ggf. mehr Freizeit zu haben, um dich nebenbei zu qualifzieren.


    Ich kann das, was Nightmage sagt, auch unterstreichen, man muss echt Glück haben. Ich arbeite nun seit einigen Jahren mit Grafikdesignern (ist doch recht ähnlich? also die machen das Layout für Texte, die ich schreibe 8o ) zusammen, mittlerweile suchen lustigerweise immer mehr Firmen auch Texter, die Bildbearbeitungsgrundkenntnisse haben bzw. darüber hinaus 8| Ich erwäge als Texter schon, mir da mal eine Fortbildung zu gönnen X/ WENN man allerdings Glück hat, hat man sicher einen erfüllenden Job.


    Aber wenn du auf Dauer als Koch unglücklich bist, lass dich beraten, qualifiziere dich nebenbei weiter! Ggf. kommt ja noch was anderes in Frage! :)

  • Ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen. Ich selbst habe eine ausbildung als Foristin
    hinter mir, wo auch viele denken, das man da kreativ sein darf. Allerdings dürfen da nur
    die Kunden kreativ sein, bzw. du musst das machen, was gewünscht wird (Vorgefertigte
    Dinge werden nur nach Standart zusammen gebunden).


    Danach überlegte ich (genau wie du jetzt), eine Umschulung zu Grafikdesign oder
    ähnliches zu machen und sah mich im Internet um, wie das ganze Abläuft. Und leider
    ist es wirklich so, wie in meinem alten Beruf: Man macht wieder das, was Chefs oder Kunden
    haben möchten. So ist es grundsätzlich bei fast allen Berufen.


    Wenn du wirklich durch kreativität Geld verdienen möchstest, brauchst du eine ordentliche
    portion Glück. Die meisten Künstler, die "berühmt" wurden, haben einfach ihr Ding gemacht und
    wurden entdeckt.


    Und: Wie @Waldblume schon sagte: Wenn du unglücklich mit deinem Beruf bist, dann suche nach
    einer Alternative. Auf Dauer bringt es dir und deiner Beziehung nichts, wenn du den ganzen Tag
    arbeitest, nicht genug mit der Arbeit verdienst und am Ende nichts vom Leben hast.

    Das Rezept für Gelassenheit ist ganz einfach:

    Man darf sich nicht über Dinge aufregen, die nicht zu ändern sind.
    -unbekannt-

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin ausgebildete Grafikerin EFZ (Eidgenössisches Fachzeugnis), hab meine Ausbildung also in der Schweiz gemacht.
    Was das Glück in dieser Branche betrifft, kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen: In der Schweiz werden sogar 4x mehr Grafiker ausgebildet, als es auf dem Markt benötigt. Dass ich jetzt seit 2 Jahren in Deutschland lebe und in meinem gelernten Beruf arbeite, hat sehr viel mit Glück zu tun. Leider lässt mein Gehalt als Trainee noch zu Wünschen übrig, aber ich kann behaupten, dass ich glücklich sein kann, überhaupt mehr als den Mindestlohn zu verdienen. Normalerweise sollte so ein Lohn aber nicht länger als 1 Jahr toleriert werden... Bei mir wars jetzt halt ein Ausnahmefall. Dass mich die Agentur aber auch weiter behalten will, ist schon ein Glücksfall, immerhin passiert es oft genug, dass man nach einem Jahr als Trainee wieder abgeschoben wird. Und dann muss man sich in der nächsten Agentur als Trainee verdingen...


    Junior Art Director wird man, so viel ich weiss, nach 5 Jahren Berufserfahrung in der selben Agentur, Art Director nach 10 Jahren, Pi mal Daumen.
    Wir haben einen Art Director bei uns in der Agentur, er hat die Möglichkeit, dem Kunden neue Designs vorzustellen und wir anderen helfen ihm, diese auf die verschiedenen Formate und Medien umzusetzen.
    Es gibt aber auch kleinere Projekte, Plakate z.B., bei denen auch ich neue Vorschläge bringen darf (natürlich immer mit Berücksichtigung des Corporate Design des Kunden: Das Logo und dessen Platzierung muss stimmen, die Hausschriften und -farben ebenso). Wir haben zum Glück (hey, da ist es wieder!) Kunden, die offen für neue Ideen sind und gerne dafür zahlen.
    Es gab aber auch schon die Situation, dass wir bei einem Pitch (so ne Art Wettbewerb) mitgemacht haben und dabei von einer anderen Agentur ausgestochen wurden. Die ganze Arbeit, die wir dabei in unser Design gesteckt haben, wurde nicht bezahlt und unser Chef musste uns aus seiner eigenen Tasche entlohnen.


    In kleineren Unternehmen sind die Aufstiegsmöglichkeiten logischerweise gering. Allerdings wird man da auch eher gleichwertig behandelt. Wenn ich unserem Art Director z.B. sage, ich finde sein Design nicht angemessen, dann berücksichtigt er meine Meinung und wir überlegen uns gemeinsam, wie mans besser machen könnte. In grösseren Betrieben, mit einer breit strukturierten Hirarchie, sind die Aufstriegsmöglichkeiten größer, allerdings wird man da auch weniger gleichwertig behandelt.


    Überstunden sind denke ich in allen Fällen gegeben. Ob diese ausbezahlt, mit Freizeit ausgeglichen oder als "Bekundung von persönlichem Einsatz" gewertet werden, hängt vom jeweiligen Betrieb ab.


    Es ist zudem wichtig, offen für neues zu bleiben. Vor 2 Jahren führten sie an meiner Schule die Ausbildung zum Interactive Media Designer ein. Diese Ausbildung richtet sich vermehrt an die Gestaltung digitaler Medien, wozu auch Animationen und Installationen gehören.
    Auch in der Gestaltung an sich gibt es jedes Jahr neue Trends und da muss man auf dem laufenden bleiben und sich informieren, Zeitschriften wie die PAGE abonnieren und sich auf Behance usw. umschauen.



    Ich denke, der Erfolg in dieser Branche hängt von folgenden Faktoren ab:
    - eine riesen Protion Glück
    - Durchhaltewillen
    - Kritikfähigkeit
    - Teamfähigkeit
    - Designgespühr
    - Interesse an neuen Designtrends und Herausforderungen


    Du als ausgelernter Koch könntest, wenn mich nicht alles täuscht, ein verkürztes Studium oder eine verkürzte Ausbildung machen (korrigiert mich, wenn ich mich irre, in der Schweiz ist das zumindest so).



    Ich hoffe ich konnte dir ergänzend zu den anderen Kommentaren ein Bild von dem Beruf machen. :)
    Ich wünsche dir auf jeden Fall einen riesigen Batzen Glück, solltest dus tatsächlich als Grafiker versuchen! [glueck][glueck][glueck][glueck][glueck]

  • Nightmage

    Hat das Thema geschlossen.

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