Fragen zu Zeichentechniken

  • Guten Abend liebe Community,


    ich habe ein paar Fragen, die mir schon seit Jahren auf der Zunge liegen, aber nie wirkt wusste, an wen ich mich damit wenden sollte.


    Meine Unsicherheit bezieht sich auf die Zeichentechnik: Bisher habe ich nie wirklich Schraffuren gesetzt, sondern immer mit dem Bleistift "geschummert". Das liegt hauptsächlich daran, dass ich zum einen nicht wirklich weiß, wie ich Schraffuren setzen soll, und zum anderen nie in Videos, bei denen ich die Zeichnungen versuche, möglichst detailgetreu nachzuahmen, eine andere Technik als dieses Schummern verwendet wird.

    Beim Suchen nach den Unterschieden zwischen Schummern und Schraffieren bin ich auf viele Artikel gestoßen, die sich absolut gegen diese Technik aussprechen und meinen, sie sei eine "Anfängermethode". Ist das denn so? Sehen Portraits mit einer Technik wie dem Schattieren tatsächlich realistischer aus?

    Ich setze meinen Stift meistens schräg an, zeichne damit eine Fläche und verwische daraufhin alles mit einem Papierwischer. Ist das dann auch Schummern?


    Ich würde mich sehr über Antworten freuen.

    Viele Grüße

    Teez_

  • Hallo Teez,


    Beim klassische Zeichnen wird schraffiert, mit einer schönen gleichmäßigen Schraffur, manche nutzen die Kreuzschraffur, andere verdichten über mehrere Ebenen ihre Schraffur, wiederum andere benutzen die Formschraffur, manche schraffieren nur in eine Richtung


    viele Wege führen zum ZIel und die frage ist, welches Dein ZIel ist.


    Ich habe Porträtzeichnen in Kursen gelernt, vom Foto als auch mit Modell. Beide Dozenten lehnen das "Schummern" ab. Ein Dozent hat dazu auf eine saubere Schraffur Wert gelegt und meine Schraffur am Anfang als "Barcode" bezeichnet. [augen-roll][zwinker]

    Mit ganz viel schlechter Laune habe ich feines schraffieren gelernt [zwinker]


    Die meisten Lehrer/Dozenten befürworten die Schraffur, weil es erstens Handwerk ist und zweitens sauberer aussieht als das Schummern.


    Letztlich ist es eine Glaubensfrage und die eigene Vorliebe.

    Das Gleiche gilt auch für kohle- und Pastellbilder. Manche verreiben Kohle und Pastell, für andere ist es verpöhnt, weil auch hier die Überzeugung besteht, dass einStrich ein Strich und keine Fläche ist.


    Ich persönlich bevorzuge beim Porträtzeichnen die Linie und die Schraffur. In meinem Thread "colorierte Zeichnungen" findest Du viele Porträts, monocrom oder einfarbig.

  • Wischen macht man eigentlich nur um weichere Übergänge zu erzeugen, wenn man es mag, denn Grundsätzlich ist alles erlaubt und gut was Dir Spass macht. Verdichtet man Schraffur extrem um eine Gradation zu erhalten sagt man dazu schummern. Welche Schraffurart man nutzt ist jedem selbst überlassen, in der Heraldic und anderen Systemen waren die unterschiedlichen Schraffuren Farben zugeordnet. Schraffieren lernen lohnt sich auch um zu sehen welche sich am besten für bestimmte Effekte, Stofflichkeit etc. eignen, schraffieren bedeutet auch nicht das es sich um Muster aus geraden Linien handeln muss. Lass Dich nicht von anderen auf die Art festlegen wie Du was darstellst, das ist etwas das jeder für sich selbst rausfinden sollte, so entsteht im lauf der Zeit der eigene Stil ;)


    Liebe Grüße Sten

  • Puh! Ich denke, hier musst du selbst ausprobieren, was dir gefällt und auch zu deinen Zeichnungen passt. Zum Beispiel verwende ich nie Kreuzschraffuren, weil sie mir - bei mir - gar nicht gefallen.


    Ich persönlich mag eher Schraffuren, denn sie wirken für mich irgendwie dynamischer und irgendwie auch „gekonnter“. Ich finde, sie tragen auch sehr zum „lebendigen“ Eindruck bei.


    Wenn du mit einem Bleistift zeichnest, kann ich dir empfehlen, unbedingt auch verschiedene Härtestufen auszuprobieren.


    Bei finelinern und tuschefüllern kannst duzusätzlich zum reinen schraffieren auch über den Druck auf das Papier arbeiten: je weniger Druck, desto dünner die Linie... gekonnt umgesetzt mag ich das sehr.

  • dass aus Schraffur irgendwann Schummern wird, mag vielleicht optisch so wirken, technisch wird das aber nicht der Fall werden. ansonsten hat @SolJaraSol sehr schön geschrieben.

    lass dich nicht zu sehr davon beeinflussen, was der gängige vorherrschende Ton ist, sonder finde deinen eigenen Weg, deine Bilder zu schraffieren. Google Bilder oder Pinterest zeigen da mannigfaltige Möglichkeiten auf!


    ich habe sehr lange die Kreuzschraffur benutzt, heute aber meist die Schräg- und eine Art Formschraffur. gerade bei meinen Comics, finde ich, eignet sich Letztere sehr gut...


    viel Erfolg! :)

  • @SolJaraSol

    Aus Schraffur wird schummern?? Das wäre mir neu.

    Na, Schummern habe ich nochmal als etwas eigenes gesehen. Andererseits hat es auch etwas von der schraffur, da man ja Linien zeichnet...

  • Na, Schummern habe ich nochmal als etwas eigenes gesehen. Andererseits hat es auch etwas von der schraffur, da man ja Linien zeichnet...

    Beim Schummern zeichnet man aber keine Linien, sondern schummert mit einem flachgehaltenen Stift eine Fläche. Das ist zumindest das Schummern, das ich kenne ;D

  • Beim Schummern zeichnet man aber keine Linien, sondern schummert mit einem flachgehaltenen Stift eine Fläche. Das ist zumindest das Schummern, das ich kenne ;D

    Mir wurde das mal so gezeigt: In kleinen kreisenden aber nicht allzu gleichmäßigen Bewegungen über das Papier fahren. Richtiges "Ausmalen" übt ja zuviel Druck aus, so dass die Unebenheiten des Papiers dann einfach plattgequetscht werden?

  • Na eben als Alternative zum verwischen. Noch im kunstunterricht. Wie gesagt: ich nutze Bleistifte kaum.... in der Schule war das aber das Hauptwerkzeug... und ich fand das verwischen irgendwie immer unbefriedigend, weil ich es lieber rauer und kantiger mag...

  • nach meiner Auffassung entfernt sich Schummern noch ein wenig weiter vom Schraffieren: die bemalte Fläche wird mit den Fingern oder einem Wattebausch oder so verrieben, dass sich unabgestufte, 'photorealistische' Übergänge ergeben... so hab ich's bisher verstanden...

  • nach meiner Auffassung entfernt sich Schummern noch ein wenig weiter vom Schraffieren: die bemalte Fläche wird mit den Fingern oder einem Wattebausch oder so verrieben, dass sich unabgestufte, 'photorealistische' Übergänge ergeben... so hab ich's bisher verstanden...

    Nee, ich glaub das wird gerade nicht verwischt. Aber wie gesagt: kann mich such irren und ich meine das falsche?

  • Vielen, vielen Dank für die vielen Antworten, Himmelblau, @SolJaraSol, @Ovir2019 und @der Traumwanderer.

    Das hat mir sehr weitergeholfen.


    Die Frage ist eventuell etwas merkwürdig, aber ich würde sie dennoch gerne stellen, um das Ganze besser zu verstehen.

    Ich selbst habe immer das Gefühl, dass bei Portraits und prinzipiell auch Zeichnungen, die sehr realistisch und plastisch wirken, das Schummern als Zeichentechnik verwendet wird, da man die eigentlichen Schraffuren nicht mehr als solche erkennen kann oder tatsächlich geschummert wird.

    Deshalb frage ich mich, wie mit Schraffuren ein wirklich realitätsnahes Bild gezeichnet werden kann.

    Ist es dabei auch möglich, mit einem Papierwischer die einzelnen Striche zu verwischen, so dass eine Fläche wie beim Schummern entsteht?

  • Schau mal im Netz unter Markus Agerer. Er erklärt sehr viel zum Zeichnen in dieser Richtung.

  • Den Begriff "schummern" hatte ich vorher nie gehört, aber anscheinend gehörte ich vorher zu den "schummerern", als ich noch hauptsächlich mit Bleistift arbeitete.


    Mag leichte Übergänge und dazu kam dann noch das verwischen mit zusammengerolltem Küchenkrepp. Mit Schraffieren konnte ich nicht wirklich was anfangen.


    Wie schon erwähnt: Nutze das, was dir am besten gefällt und womit du klar kommst. Gerade bei Kunst gibt es keine "Einheits-Anleitung". Jeder darf es handhaben wie er mag. [hops]

    Das Rezept für Gelassenheit ist ganz einfach:

    Man darf sich nicht über Dinge aufregen, die nicht zu ändern sind.
    -unbekannt-

  • Danke, Rela [doppel-daumen]

    Ich möchte in der nächsten Zeit beide Techniken austesten und sehen, was für mich die beste Methode ist.

  • Teez_

    Ich selbst habe immer das Gefühl, dass bei Portraits und prinzipiell auch Zeichnungen, die sehr realistisch und plastisch wirken, das Schummern als Zeichentechnik verwendet wird, da man die eigentlichen Schraffuren nicht mehr als solche erkennen kann oder tatsächlich geschummert wird.

    Deshalb frage ich mich, wie mit Schraffuren ein wirklich realitätsnahes Bild gezeichnet werden kann.

    Ist es dabei auch möglich, mit einem Papierwischer die einzelnen Striche zu verwischen, so dass eine Fläche wie beim Schummern entsteht?

    Die Frage ist, was für Dich "realitätsnah" ist. Meinst Du fotorealistisch (bunt oder schwarzweiß)?


    Viele Zeichner wollen ihre Handschrift zeigen, sie wollen dass ihre Zeichnung, ihre Technik wiedererkannt wird.

    Beim "Schummern" gelingt das m.E. nicht.


    Das Schraffieren wäre ein unnötige Fleissarbeit, wenn Du die Striche sowieso verwischen willst.

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