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Verwischen von Graphitzeichnungen

  • Für viele Zeichner ist es ein verpöntes Verfahren: Verwischen von Graphit-Linien oder -Flächen. Es ist halt nicht die reine Lehre, die eigentlich nur (entsprechend feine) Schraffuren zulässt. Aber da wir hier in einem freiheitlichen Forum sind, erlaube ich mir, einige Verwisch-Methoden gegenüber zu stellen.


    Getestet wurde auf einem relativ glatten Papier (Canson Mix Media Imagine, 200 g/m², natural white, silky surface). Getestet wurden:

    1. gestreckte Mittelfinger
    2. Estompen
    3. Borstenpinsel, mittlere Härte
    4. Wattepad
    5. Lederlappen
    6. sehr weicher Radierer
    7. Küchenkrepp
    8. Weiches K
    9. Leinentuch (altes Trockentuch)

    Zunächst wurden mit einer 2B Graphitkreise zwei fett-schwarze Balken dick aufgetragen und versucht, sie mit den 8 "Werkzeugen" zu verwischen - und zwar jeweils exakt 2 mal von oben nach unten.


    Die Ergebnisse sieht man in der Grafik uten.


    VerwischTest.jpg


    Der Borstenpinsel schneidet eigentlich am schlechtesten ab. Eigentlich sollte man ihn auch nur für das Einarbeiten von Graphitpulver nutzen.


    Der weiche Radierer ist auch nicht der Bringer; auf dem verwendeten Papier trägt er eher ab als zu verwischen.


    Man soll ja gar nicht erst versuchen, mit dem Finger zu verwischen, aber es passiert immer wieder. Beim Test war der Finger trocken und sauber; der Effekt war trotzdem minimal.


    Das Küchenkrepp hat zwar Graphit von der Linie abgetragen, aber nicht großartig verwischt. Das meiste hängt jetzt noch drin.


    Ähnlich verhält es sich mit dem Estompen. Bevor er richtig verwischt, sollte er zumindest etwas Graphit auf der Spitze oder Fläche haben. Mir fällt auf, dass ziemlich ungleichmäßig verteilt wird - kann natürlich auch an mir liegen.


    Das Wattepad ist im Vergleich zum Estompen sehr gleichmäßig im Verwischen, nimmt allerdings nicht sehr viel Graphit mit.


    Das Lederläppchen hat sich mehr schlecht als recht geschlagen. Der dicke Graphitaiftrag ist hier zum Verwischen suboptimal. Wie es besser geht zeigt das...


    Leinentuch. Es verwischt gleichmäßig, hellt den Graphitstreifen entsprechend auf, ist aber auch sehr schnell reif für die Wäsche.



    Nebenbei bemerkt: welche Wischmethode jeweils zum Einsatz kommt, bzw. besser geeignet ist, hängt nicht unwesentlich vom Papier ab; fest eingearbeitete Graphitstreifen (wie im Test) lassen sich sehr viel schlechter verwischen als z.B. eine leichte Schraffur.


    Meine Favoriten sind Leinen und Leder.

  • Ich verwische meine Bleistiftzeichnungen auch und wusste gar nicht, dass das nicht "erlaubt" ist ;) .

    Ich benutze am liebsten meine Finger - die lassen sich am besten kontrollieren. Für die feinen Sachen nutze ich Wattestäbchen oder selbst hergestellte Estompen aus eng aufgerolltem (Drucker-)Papier.

  • "Nicht erlaubt" ist vielleicht ein wenig übertrieben. Es gilt als "eher unfein".


    Vor sehr vielen Jahren hatte ich die Gelegenheit, als Gasthörer in der Bonner Uni einige Vorlesungen und Seminare der Kunsthochschule zu besuchen. In einem Basiskurs sollte man dort lernen, mit Zeichenkohle zu arbeiten. Der Dozent legte sehr viel Wert darauf, dass ausschließlich mit Schraffuren gearbeitet wurde. Jede Form von Verwischen, selsbst Schummern war untersagt. Es war grausam, am Anfang. Nach einiger Zeit kam man damit zurecht. - Mittlerweile denke ich, dass es in der "Ausbildung" wichtig ist, die Grundtechniken zu beherrschen. Danach kann man immer noch wie man möchte...


    Mit den Fingern verwischen ginge bei mir gar nicht. Es gäbe nur noch Flecken wegen Feuchtigkeit oder Hautfett an den Fingern.

  • Beim Verwischen mit den Fingern ist das Problem das Hautfett. Verwischen mit Leinentuch hattest Du jetzt aber nicht dabei, oder habe ich es übersehen?

    Im Übrigen denke ich auch, dass man die Grundtechniken kennen und können sollte, danach macht man eh was man will. Wahrscheinlich ist es auch verpönt, die Umrisse eines Portraits oder sowas auf's Papier zu übertragen. Und.... wer kontrolliert das? Die Hauptsache ist doch, dass ich hinterher zufrieden bin.

  • Leinentuch ist natürlich dabei, Elwa

    Ich bin hartnäckig, bei den Beispielen ist das Leinentuch nicht, oder ich hab echt einen Knick in der Optik.

  • Hallo Georg,


    Da sieht man gut die Unterschiede.*gg*



    Banshee

    Ich verwische meine Bleistiftzeichnungen auch und wusste gar nicht, dass das nicht "erlaubt" ist ;) .

    Es kommt auf den Dozenten an. Wenn er klassisch zeichnet, ist das Verwischen schlichtweg verboten Man hat Grauwerte und Dichte mit Schraffuren auszuarbeiten.


    Und wenn man einen ganz strengen Dozenten hat, dann achtet er darauf, dass man ein Blatt unter die Zeichnenden Hand legt, damit nichts verwischt.[zwinker]

  • Hmmm, da hatte ich "Stofftuch" geschrieben. Schulligung [pfeif]

    Selbstverständlich nehme ich die Entschuldigung an.

  • Lieben Dank, Georg, für deine Testreihe und Erfahrungsbericht. [blumen] Mit Tücher habe ich es noch nie probiert, weder Leinen noch Leder. Ich finde beide Ergebnisse nicht schlecht, aber ich stelle es mir schwierig vor, bei kleineren Zeichnungen oder Bereichen. Vielleicht irgendwo drüber spannen?


    Ich verwische mit Wattestäbchen oder mit Estomben. Finger auf keinen Fall (Fett).


    Papierwischer hatte ich mir bei meinen ersten Versuchen ein einfaches no-name Päckchen gekauft, hatte streifige Ergebnisse und beschädigtes Papier. Somit wurden sie von mir nach einigen Versuchen ärgerlich entsorgt. Ich fand dann in einem Kästchen von Faber Castell einen und irgendwann probierte ich es noch einmal --- große Überraschung! Ein schönes Ergebnis. Ich glaube, da kommt es sehr auf das verwendete Papier an, was für die Wischer verwendet wurde.
    Der Untergrund ist ein Arteza Skizzenbuch 110 g/qm.



    Ich habe bei beiden jeweils von rechts nach links, zügig von oben nach unten gewischt. Es wäre also noch Spiel, wenn man noch einmal rüber wischen würde.


    Estompen.jpg

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