Betrachtung des eigenen Bildes während der Schöpfung

  • Hallo (auf die Gefahr, dass diesen Gedanken bereits ein Thread gewidmet ist),


    wie sieht das bei Euch aus, während Ihr malt oder zeichnet: Ergeht es Euch auch so, dass Ihr beim Betrachten Eurer Arbeit in gewissen Phasen wünscht, den Schaffensprozess zu stoppen und es als "fertig" zu beenden (mit der Option, es vielleicht doch irgendwann zu vervollständigen)? Einfach, weil es bereits zu diesem Zeitpunkt sehr interessant aussieht und noch Raum für Phantasien lässt.


    Gruß, Tullus

  • Ich muss mich immer selber stoppen (zwingen) meine Werke als abgeschlossen zu betrachten.

    Finde immer etwas wo ich mir sage da geht es besser. Meine Kreativität kommt dabei zu voller Entfaltung wenn ich an den Werk arbeite. Zuvor habe ich eine nicht genaue Vorstellung von dem was ich erschaffen möchte. Ich fange dann einfach mal an und alles kommt dann während ich dran sitze.

    Somit stecke ich sehr viel Zeit in einen Werk, bis es fertig ist.


    Ich finde den größten Fehler, den sehr viele machen. Ist ein Werk so schnell wie es geht fertig zu haben.

    Es wird dabei nicht richtig ausgearbeitet. Unsauber gearbeitet mit vielen Fehlern.

    Eben so eben mal schnell dahin geklatscht. Und das nur. Anderen etwas vorzuweisen.

  • @ Matze:


    Das unterschreibe ich 100%ig! Sehr interessant ist auch Deine Vorgehensweise, die nämlich deckungsgleich mit meiner ist. Auch ich nehme mir nichts Bestimmtes vor oder plane gar etwas und genau wie Du verweile ich zig Stunden bei einem Bild. Ich betrachte es in jedem Stadium immer wieder und schlafe auch schon mal eine Nacht über eine Entscheidung, wie ich weiter vorzugehen gedenke.


    Ich finde es spannend und amüsant, mich von meinem eigenen Bild überraschen zu lassen und es verbindet mich mit ihm umso stärker, wenn es während des Entstehungsprozesses eine Eigendynamik zu entwickeln scheint.


    Gruß, Tullus

  • Ich unterstreiche ebenfalls Matze 's Aussage. An meinem 10 x 10 cm Leopardenauge habe ich über vier Stunden mit Pausen gesessen und danach bin ich auch erst einmal "satt".
    Gerade die Farbstift-Bilder sind selten an einem Tag machbar. Die Zeit ist das eine, aber auch die Augen müssen sich zwischendurch ausruhen. Gedankt sei unseren Hunden, die mich dann auch dazu treiben zu laufen [zwinker]
    Gestern habe ich an einer einfachen Mixed Media Übung gesessen. Ich dachte morgens, "mal eben so" und dann wurde der ganze Tag "immer mal wieder" daraus.

    Hier noch etwas und dort noch etwas. Wenn mich dieser Prozess nicht packt, kann ich eigentlich einpacken, denn dann ist es nicht das richtige Bild für mich.

    Ich finde es spannend und amüsant, mich von meinem eigenen Bild überraschen zu lassen und es verbindet mich mit ihm umso stärker, wenn es während des Entstehungsprozesses eine Eigendynamik zu entwickeln scheint.

    Genau diesen Prozess liebe auch ich so und das Bild dann umso mehr. Ein gutes Bild braucht Zeit und Liebe :)

  • Ergeht es Euch auch so, dass Ihr beim Betrachten Eurer Arbeit in gewissen Phasen wünscht, den Schaffensprozess zu stoppen und es als "fertig" zu beenden

    Ist das so gemeint, dass man den Drang hätte, ein Bild unvollständig zu lassen, obwohl man ursprünglich mehr geplant hatte, einfach weil es einem in einem gewissen "Unvollständig-Stadium" schon gefällt?


    Oder ist mehr gemeint, dass man ein Bild eben nicht kontinuierlich durchzeichnet, sondern auch mal Tage oder Wochen Pause dazwischen hat oder vielleicht sogar was komplett Anderes dazwischen zeichnet, aber immer mit dem Ziel das Bild dennoch zu vervollständigen?


    Das wär für mich ein großer Unterschied, denn Ersteres trifft bei mir nie zu, ich will es immer vervollständigen, aber ich zeichne die wenigsten Sachen konsequent durch. Zum einen wird ein Bild nie an einem WE fertig und unter der Woche zeichne ich nicht, habe ich keine Zeit, da ist also automatisch immer tagelang Pause. Zum Anderen mache ich bei den Bildern, die sich hinziehen (Buntstift), auch oft zwischendrin mal ein WE etwas anderes, bspw. mit Bleistift. Aber fertigstellen / vervollständigen will und tu ich es immer.


    Allerdings handelt es sich da auch immer nur um abgezeichnete Motive.

  • Ist das so gemeint, dass man den Drang hätte, ein Bild unvollständig zu lassen, obwohl man ursprünglich mehr geplant hatte, einfach weil es einem in einem gewissen "Unvollständig-Stadium" schon gefällt?

    Genau so meine ich es. Nur fällt mir auf, dass ich bei dieser Betrachtung allein von meinen Bildern ausging, die ich zuerst (mit Fineliner) zeichne und anschließend koloriere. Ich konstruiere quasi eine Art Mandala, das ich dann ausmale (wobei ein ursprüngliches Mandala etwas ganz Anderes ist, wie ich kürzlich in einer Doku erfuhr).


    Letztendlich vollende ich meine Bilder aber trotzdem, weil ich einfach viel zu neugierig auf das Ergebnis bin.


    Gruß, Tullus

  • Matze

    Ich finde den größten Fehler, den sehr viele machen. Ist ein Werk so schnell wie es geht fertig zu haben.

    Es wird dabei nicht richtig ausgearbeitet. Unsauber gearbeitet mit vielen Fehlern.

    Eben so eben mal schnell dahin geklatscht. Und das nur. Anderen etwas vorzuweisen.

    Aber ist das nicht ein großes Vorurteil über die Kunst anderer Menschen?


    Was ist richtig ausgearbeitet und was nicht? Wieviel braucht ein Bild tatsächlich?


    Ich denke bei manchen Bildern, dass sie zugemalt sind, so dass keinerlei Spielraum für eigene Gedanken und Interpretation bleibt.

    Ja, auch das ist dann ein Vorurteil, wobei ich deutlich sage, dass es MEINE Wahrnehmung ist. Jeder Andere kann es sehen wie er möchte.



    Zum Thema:

    Wenn ich beginne, habe ich kein klares Endziel. Das Motiv ist meistens klar (wobei sich auch das ändern kann) und dann lasse ich mich treiben, beim Malen auf Leinwänden.


    Auch bei Zeichnungen versuche ich offen zu bleiben und darauf zu achten, wann ich das Bild beenden soll. Mal gelingt es besser, mal nicht….

  • Letztendlich vollende ich meine Bilder aber trotzdem, weil ich einfach viel zu neugierig auf das Ergebnis bin.

    Die Begründung finde ich interessant ;D Aber ja, genau das ist es vermutlich.

    An welcher Stelle hast Du den Drang aufzuhören? Wenn es noch nicht oder nur teilweise coloriert ist?

    Sonst wäre es eine Möglichkeit, eine Kopie zu machen von dem Stadium, wo Du es gerne belassen würdest und Du könntest dann gleichzeitig am Original noch fertig ausarbeiten und kannst Dir beides im Vergleich anschauen, was Dir besser gefällt.

  • Mir geht es wie den meisten von euch...

    Ich bin nie zufrieden mit meinen Bildern. Ich denke immer es geht noch besser aber das sind nur die Selbstzweifel in mir. Wer HSP ist, weis wovon ich rede :D

    Ich finde den größten Fehler, den sehr viele machen. Ist ein Werk so schnell wie es geht fertig zu haben.

    Ein Bild ist für mich fertig, wenn es mir gefällt. Es könnte mir aber oft noch besser gefallen, denk ich dann oft aber Perfektion in der Kunst, wird es nie geben. Meiner Meinung nach ist das Unperfekte aber ohnehin der Perfektion am nächsten... Wir haben auch unsere Ecken und Kanten. Ohne die, wär es langweilig auf der Welt und die Kunst wär keine Kunst mehr.

    "Ich freue mich wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue,

    regnet es auch!"

    (Karl Valentin)




  • ...... aber Perfektion in der Kunst, wird es nie geben. Meiner Meinung nach ist das Unperfekte aber ohnehin der Perfektion am nächsten... Wir haben auch unsere Ecken und Kanten. Ohne die, wär es langweilig auf der Welt und die Kunst wär keine Kunst mehr.

    Und nicht nur das. Was wäre perfekt? Wenn es aussähe, wie die Vorlage? Wenn es perspektivisch alles hundertprozentig wäre, jede Linie gerade?...

    Man schaue sich die alten Meister an und bemerke, dass viele der berühmten "Stile" von der UN-Perfektion kommen und sich daraus erst entwickelt haben.

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