Ich habe nun ein komplettes Bild nur mit der Hilfe von Verdünner (Bob Ross) und Pinsel erstellt. Bei Interesse findet man es in meinem Threads unter Bilder zeigen. Ich hoffe, meine Erkenntnisse können hier dem einen oder anderen weiter helfen.
Es war eine holprige und spannende Reise.
Zuerst sei erwähnt, dass ich dafür mit Pastelground bestrichenes Papier verwendet habe, meine Erfahrungen sich also alle auf einen nicht saugenden Untergrund beziehen. Bei einem saugenden Untergrund kann sich das logischerweise alles anders entwickeln.
Es ist grundsätzlich möglich auf diese Art ein komplettes Bild anzulegen. Aber es ist aus Gründen, die ich jetzt nenne vielleicht nicht für Jeden oder jedes Motiv empfehlenswert.
Die Ölpastelle lassen sich hervorragend und gleichmäßig mit Verdünner vermalen. Jedoch lösen sich die Schichten beim übermalen und erneuter Nutzung von Verdünner extrem schnell wieder an und vermischen sich miteinander. Das kann problematisch werden und einen schlammig-matschigen Farbton erzeugen, den man nicht haben wollte. Das kann natürlich auch positiv sein, denn möchte man alte Schichten abschwächen, dann kann man sie mit einem Pinsel und Verdünner wieder leicht abnehmen und Stellen nachträglich ausbessern. Aber man muss halt sehr vorsichtig sein. Die Wiederanlösbarkeit war bei mir deutlich stärker als bei Gouache (vielleicht hilft das bei der Einordnung).
Mit dem Pinsel und dem Verdünner kann man tatsächlich ordentlich Ölpastelle sparen, denn ein dünner aber dennoch gleichmäßiger Auftrag ist kein Problem. Das kann man sich insbesondere für große Flächen/Hintergründe zu Nutzen machen.
Mit der Richtigen Pinselauswahl kann man auch sehr kleine Stellen mit scharfen Kanten anlegen. Hierfür habe ich den Ölpastel auf ein Plastikschälchen aufgetragen, mit dem Verdünner gemischt und dann mit dem Pinsel aufgetragen ohne den Ölpastelstick direkt auf das Papier zu bringen. Das funktioniert eigentlich gut, aber es ist eine Fummelei bis man das richtige Mengenverhältnis Ölpastel/Verdünner gefunden hat, was mit dem Pinsel vermalbar ist und gleichzeitig nicht auf dem Papier davon fließt. Blöderweise ist dieses Verhältnis von Marke zu Marke, Farbton zu Farbton und Pinsel zu Pinsel nicht gleich und muss immer wieder neu ertestet werden. Und ein Fehler dabei zerstört ggf die vorherigen Schichten des Motivs durch Anlösen. Also besser auf einem Schmierblatt testen.
Nach dem Trocknen ist die Optik matt/stumpf. Das Fotografieren fällt leichter, da die Reflexionen nicht vorhanden sind, aber die Farben wirken nicht mehr so leuchtend. Der Gesamteindruck gleicht eher einem Gouachebild bzw einem Bild mit sehr matten Acrylfarben.
Das Bild fühlt sich auch stumpf an. Es hat eigentlich nichts mehr mit dem Look von einem Ölpastelbild gemein. Die Farbe wirkt im Gegensatz zu dem 'fettigen' Look normal aufgetragen er Ölpastelle trocken, man kann beim reiben auf dem Bild zwar mit dem Finger etwas Farbe abtragen, aber verschmieren lässt sich das Bild nicht so leicht.
Vielleicht macht es Sinn eher die Verdünner/Pinsel-Methode als Untermalung mit dem klassischen Auftrag zu kombinieren als die Methode alleine zu verwenden. Aber das muss jeder für sich selbst austesten und bewerten.