Für viele Zeichner ist es ein verpöntes Verfahren: Verwischen von Graphit-Linien oder -Flächen. Es ist halt nicht die reine Lehre, die eigentlich nur (entsprechend feine) Schraffuren zulässt. Aber da wir hier in einem freiheitlichen Forum sind, erlaube ich mir, einige Verwisch-Methoden gegenüber zu stellen.
Getestet wurde auf einem relativ glatten Papier (Canson Mix Media Imagine, 200 g/m², natural white, silky surface). Getestet wurden:
- gestreckte Mittelfinger
- Estompen
- Borstenpinsel, mittlere Härte
- Wattepad
- Lederlappen
- sehr weicher Radierer
- Küchenkrepp
- Weiches K
- Leinentuch (altes Trockentuch)
Zunächst wurden mit einer 2B Graphitkreise zwei fett-schwarze Balken dick aufgetragen und versucht, sie mit den 8 "Werkzeugen" zu verwischen - und zwar jeweils exakt 2 mal von oben nach unten.
Die Ergebnisse sieht man in der Grafik uten.
Der Borstenpinsel schneidet eigentlich am schlechtesten ab. Eigentlich sollte man ihn auch nur für das Einarbeiten von Graphitpulver nutzen.
Der weiche Radierer ist auch nicht der Bringer; auf dem verwendeten Papier trägt er eher ab als zu verwischen.
Man soll ja gar nicht erst versuchen, mit dem Finger zu verwischen, aber es passiert immer wieder. Beim Test war der Finger trocken und sauber; der Effekt war trotzdem minimal.
Das Küchenkrepp hat zwar Graphit von der Linie abgetragen, aber nicht großartig verwischt. Das meiste hängt jetzt noch drin.
Ähnlich verhält es sich mit dem Estompen. Bevor er richtig verwischt, sollte er zumindest etwas Graphit auf der Spitze oder Fläche haben. Mir fällt auf, dass ziemlich ungleichmäßig verteilt wird - kann natürlich auch an mir liegen.
Das Wattepad ist im Vergleich zum Estompen sehr gleichmäßig im Verwischen, nimmt allerdings nicht sehr viel Graphit mit.
Das Lederläppchen hat sich mehr schlecht als recht geschlagen. Der dicke Graphitaiftrag ist hier zum Verwischen suboptimal. Wie es besser geht zeigt das...
Leinentuch. Es verwischt gleichmäßig, hellt den Graphitstreifen entsprechend auf, ist aber auch sehr schnell reif für die Wäsche.
Nebenbei bemerkt: welche Wischmethode jeweils zum Einsatz kommt, bzw. besser geeignet ist, hängt nicht unwesentlich vom Papier ab; fest eingearbeitete Graphitstreifen (wie im Test) lassen sich sehr viel schlechter verwischen als z.B. eine leichte Schraffur.
Meine Favoriten sind Leinen und Leder.