Um es gleich vorweg zu sagen: ich finde Kritik sehr wichtig und (für mich) sehr hilfreich. Und "Kritik" ist nicht unbedingt und
immer negativ. auch ein Lob, eine Bestätigung ist eine Form von Kritik.
Aber: oft habe ich das Gefühl wenn ich selbst eine Kritik zu einem Bild schreibe, dass ich mich als Kritiker auf einen Thron
setze, der mit ein paar Nummern zu groß ist. Mit welche Recht sollte ich ein Bild oder Aspekte eines Bildes be- oder gar ver-
urteilen? Sollte ich, wenn ich schreibe 'mach es besser so oder so', nicht erst mal in der Lage sein, es selbst genauso gut oder
machen zu können? Weiß ich, wie der Kritisierte damit umgehen kann? Stoße ich ihn/sie vielleicht damit in ein Tief rein, das
er grade verlassen hatte.
Ich stehe vor dem Dilemma, dass ich selbst das Gefühl habe, mit meiner Kritik einem gewissen Hochmut zu frönen, der mir
überhaupt nicht zusteht; andererseits... was hilft es, einfach nur zu schreiben 'Jau, gefällt mir' - gar nichts hilft es, denn
wichtig ist es zu schreiben, warum es gefällt (oder auch nicht gefällt).
Zeigt hier jemand eine Zeichnung, die für mich perfekt ist, stehe ich ziemlich fassungslos davor. Aufgrund meines eigenen
Levels kann ich nur bedingt schreiben, was mir gefällt und was nicht, und vor allem warum nicht. Andererseits: bei Zeichnungen
die ich selbst vielleicht besser hinkriegen würde (es gibt nicht viele), habe ich oft das Gefühl, dass meine Kritik ein gönner-
haftes Köpfchenstreicheln ist und meine Verbesserungsvorschlage nur eine besondere Form der Selbstbeweihräucherung sind,
denen die eigene Kompetenz entschieden mangelt.
Als Konsequenz: keine Kritik mehr? Ich glaube, das wäre nicht der richtige Weg. Was aber von meiner Seite aus notwendig ist:
- mehr Sensibilität und Nachdenken beim Schreiben einer Kritik, so zu kritisieren, wie man selbst kritisiert werden möchte.
- Immer bedenken, der oder die Andere hat ein Bild eingestellt, das mit Mühe und Herzblut gemalt wurde, das eine mehr
oder weniger große Zufriedenheit auslöst, die man mit ein paar Worten zerstören kann. - Der Ton macht die Musik
- Die Kritik mit konkreten Punkten verbinden.
- Immer daran denken, dass auf der anderen Seite immer ein Mensch steht, der das, was ich schreibe, genau falsche ver-
stehen kann. - ich muss mir mehr Zeit nehmen für eine Kritik. Einfach nur mit ein oder zwei Worten etwas hin zu schmeißen, wird der
Arbeit des anderen niemals gerecht werden.
Ich hoffe, dass meine Kritik dann zum einen qualifizierter wird, zum anderen eher angenommen wird und etwas bewirken kann.